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Plastik: Die Kehrseite des einst hochgelobten Alleskönners

Sei es in unserer Kleidung, in unseren Möbeln, in unserer Nahrung oder als Verpackung – Plastik ist in unserer Welt allgegenwärtig. Das Material hat seine Vorteile: Es ist bruchfest, elastisch, kostengünstig, langlebig, leicht, temperaturbeständig etc. Allerdings...

Allerdings werden mittlerweile so große Mengen produziert, dass wir unseren Planeten sechsmal mit Folie umwickeln könnten. Das stellt nicht nur eine Belastung für unsere Umwelt, sondern letztlich auch für uns Menschen dar.

Der Grund: Plastik wird vor allem aus Erdöl hergestellt, wodurch viel CO² in die Atmosphäre gelangt und den Klimawandel beschleunigt. Darüber hinaus sind die hinzugefügten Stoffe nicht immer ungefährlich. Erst sogenannte Additive wie Farbmittel, Stabilisatoren, Verstärkungsmittel oder Weichmacher sorgen für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Plastik. Sie können unter bestimmten chemischen oder physikalischen Bedingungen wie beispielsweise Hitze oder im Laufe des Alterungsprozesses aus Kunststoffen austreten und sich in der Umwelt anreichern. Über die Atmung, Haut oder den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln können die freigesetzten Schadstoffe dann von uns Menschen aufgenommen werden. Häufig verwendete Substanzen wie Bisphenol A, Flammschutzmittel oder Phthalate gehören zu den endokrinen Disruptoren, die in unser fein ausbalanciertes Hormonsystem eingreifen und Prozesse wie die Immunabwehr, Organentwicklung, den Stoffwechsel oder das Wachstum empfindlich stören können.

Bioplastik: Eine gute Alternative?

Als Bioplastik werden zum einen Kunststoffe bezeichnet, die biologisch abbaubar sind, zum anderen Kunststoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Um sich Bioplastik nennen zu dürfen, muss nur eines der beiden Kriterien erfüllt sein – es gibt allerdings auch Kunststoffe, die beide Attribute miteinander vereinen.

So oder so gilt: Vom Begriff „Bio“ sollte man sich hier nicht blenden lassen. Denn: Der Anteil der nachwachsenden Rohstoffe am Gesamtprodukt ist nicht definiert. Das bedeutet: Biobasierte Kunststoffe können zwar zum Teil aus Cellulose, Mais oder Zuckerrohr bestehen, dürfen aber auch fossile Rohstoffe beinhalten. So kommt es, dass weniger als 40 Prozent dieser sogenannten Blends tatsächlich biologisch abbaubar sind. Zwar schonen sie die knappen Erdölreserven und ihre Herstellung sowie Entsorgung sparen CO², gleichwohl ist auch hier der Anbau der Rohstoffe aufwändig und energieintensiv. Zudem wird in der industriellen Landwirtschaft gedüngt und mit Pestiziden gearbeitet.

Ein weiterer Minuspunkt: Durch ihre lange Haltbarkeit sind biobasierte Kunststoffe genauso schädlich für die Umwelt wie andere Kunststoffe. Sollten sie tatsächlich zu mindestens 90 Prozent biologisch abbaubar sein und somit die Zertifizierung DIN EN 13432 tragen, braucht es dennoch ideale Bedingungen, die der heimische Kompost nicht bietet. Auch moderne Müllverwertungssystem sind nicht auf Bioplastik ausgelegt: Sie benötigen vier Wochen, um Bioabfälle zu zersetzen – der Abbau einer Bio-Plastiktüten nimmt jedoch dreimal so viel Zeit in Anspruch.

Kleine Maßnahmen, große Wirkung

Es muss nicht gleich perfekt sein: Hinterfragen Sie die eigenen Routinen und probieren Sie ein paar simple Alternativen aus:

  • Eigene Einkaufsbehältnisse aus Baumwolle, Edelstahl, Glas oder Keramik mitbringen und Einwegverpackungen aus Plastik so gut es geht vermeiden
  • Lose statt vorverpackter Ware in den Einkaufswagen legen
  • Falls doch mal eine Einwegverpackung notwendig wird: Nicht für jedes Lebensmittel eine einzelne Tüte verwenden und diese dann z.B. als Müllbeutel wiederverwenden
  • Feste Kosmetika und Reinigungsmittel mit Ökosiegel einkaufen
  • Heimtextilien und den Kleiderschrank schrittweise auf Naturfasern wie Hanf, Leinen, Seide oder Wolle umstellen
  • Beim Waschen von Synthetikfasern gilt: Je voller die Maschine, desto weniger Reibung entsteht zwischen den Wäschestücken, wodurch sich weniger Plastikpartikel lösen können
  • Leitungswasser trinken oder zumindest Mehrwegflaschen gegenüber Einwegflaschen bevorzugen
  • Möglichst auf Fertigprodukte und To-go-Angebote verzichten
  • Nur das besorgen, was wirklich benötigt wird

Zusammengefasst

Plastik ist ein Alleskönner – aber einer mit Tücken. Deshalb sollten wir unseren Konsum so gut es geht einschränken. In vielen Bereichen gibt es bereits gute Alternativen, die wir nur kennen und in unseren Alltag integrieren müssen. Das kostet weder mehr Geld noch besonders viel Zeit. Und das Beste: Es schützt unsere eigene Gesundheit und die unserer Umwelt!

Weiterführende Informationen:

Handbuch Chemikalien in Plastik

Loreta Wüstenberg - Umweltexpertin des Baltic Environmental Forum Deutschland e. V.:

„Als allererstes sollte man seine eigenen Konsumentscheidungen und besonders Impulskäufe immer wieder überdenken. Wichtig ist, nicht zu streng mit sich selbst zu sein. Irgendwo anzufangen ist besser, als gar nichts zu tun – und mit der Zeit werden immer mehr Plastiksparkniffe von ganz allein zu anvertrauten Gewohnheiten werden."

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