Wer meditiert und weniger isst, bleibt länger jung – vielleicht

Seit 2013 können Epigenetiker mit Hilfe der Analyse des Methylierungsgrades bestimmter Stellen der DNA das biologische Alter eines Menschen auf 3,6 Jahre genau bestimmen. Diese „epigenetische Uhr“ wird nach ihrem Entwickler, dem Biostatistiker Steve Horvath auch „Horvaths Uhr“ genannt.

Kein Wunder, dass zunehmend Untersuchungen erscheinen, die den Einfluss des Lebensstils auf das biologische Alter und das Alterungstempo von Menschen ermitteln möchten. Dazu gehört auch eine neue Studie von Raphaëlle Chaix aus Paris und Kollegen. Menschen, die regelmäßig meditieren sind danach biologisch gesehen zwar im Durchschnitt noch nicht jünger als die Mitglieder einer nie meditierenden Vergleichsgruppe. Im höheren Alter verlangsamt sich aber anders als bei den Nichtmeditierenden ihr Alterungstempo. Außerdem altern die Meditierenden umso langsamer je länger sie die Technik bereits ausüben.

Gunther Meinlschmidt, Biopsychologe an der Universität Basel und Mitherausgeber dieses Newsletters, findet das Resultat plausibel und relevant, weist aber auf die eher geringe Zahl der Studienteilnehmer hin. Als nächster Schritt sollten die Ergebnisse von einer unabhängigen Gruppe an einer größeren Zahl Meditierender überprüft werden. „Die Erforschung psycho-biologischer Folgen von Meditation und anderer kontemplativer Praktiken ist nicht nur ‚en Vogue‘; das Thema hat im vorliegenden Fall auch klinische Bedeutung“, verweist Meinlschmidt darauf, dass es um die mögliche Prävention von Alterskrankheiten geht.

Wie wichtig die Epigenetik für die Alternsforschung längst geworden ist, zeigt auch eine aktuelle Studie mit Mäusen. Oliver Hahn und Kollegen widmen sich einem weiteren potenziell verjüngenden Lebensstil-Faktor: der kalorienreduzierten Ernährung. Dabei isst man grundsätzlich weniger als möglich, vermeidet aber jede Art von Mangelernährung. Die Forscher erfassten nahezu lebenslang das DNA-Methylierungs-muster der Mäuse und verglichen die Resultate zwischen normal ernährten Tieren und solchen, die auf Schmalkost gesetzt waren. Die knapp gehaltenen Tiere lebten dabei nicht nur im Durchschnitt 30 Prozent länger als die anderen, sie alterten auch epigenetisch messbar langsamer. Unter anderem war die Regulation von Genen des Leber-Fettstoffwechsels verändert. Hier könnte eine der Ursachen für die erhöhte Lebenserwartung liegen, schreiben die Forscher.

Noch etwas neuer und deutlich näher am Menschen sind die Resultate einer Gruppe von US-Forschern um Shinji Maegawa, die schon seit Jahren Rhesus-Affen begleiten, die kalorienreduziert ernährt werden. Nun ergab eine Epigenom-Analyse: Die Tiere sind im Alter von 22 bis 30 Jahren epigenetisch gesehen bereits sieben Jahre jünger als Vertreter einer normal ernährten Vergleichsgruppe. Außerdem ähneln die typischen altersbedingten Veränderungen der DNA-Methylierung bei den Affen jener bei Mäusen und auch der „Horvaths Uhr“ beim Menschen. Das macht es sehr wahrscheinlich, dass die Resultate übertragbar sind. Man darf jetzt also gespannt sein, wann die erste Analyse der epigenetischen Uhr solcher Menschen publiziert wird, die Messer und Gabel immer schon dann aus der Hand legen, wenn sie noch ein wenig hungrig sind – und im Anschluss noch ein Ründchen meditieren gehen.

Peter Spork

 

Weiterführende Informationen:

Psychoneuroendocrinology: Epigenetic clock analysis in long-term meditators

Genome Biology: Dietary restriction protects from age-associated DNA methylation and induces epigenetic reprogramming of lipid metabolism

Nature Communications: Caloric restriction delays age-related methylation drift

 

© Peter Spork / ork

Dieser Beitrag stammt ursprünglich von Intent-Portal: www.newsletter-epigenetik.de

 

 

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