Etwas Neues beginnt - Kinder und Eltern kommen in den Kindergarten
Der Eintritt in den Kindergarten und die gesamte Kindergartenzeit sind ein Lebensabschnitt mit eigenständiger Bedeutung für die Entwicklung eines Kindes. Der Kindergarten hat einen wichtigen Bildungsauftrag und sollte nicht als Vorstufe oder Durchgangsstation für den Schulbesuch gesehen werden.
Für Ihr Kind beginnt ein Lebensabschnitt mit vielen neuen Anforderungen in einer Umgebung, die sehr unterschiedlich zum vertrauten Zuhause ist:
- Sie sind als Mutter und Vater für eine feste Zeit des Tages nicht unmittelbar verfügbar.
- Ihr Kind muss Vertrauen zu einer neuen Bezugsperson aufbauen, die gleichzeitig für viele andere Kinder da ist.
- Es soll Beziehungen zu einer Gruppe von anderen Kindern entwickeln.
- Es muss neue Regeln lernen.
- Ihr Kind muss sich an einen neuen Tagesrhythmus anpassen.
Ein Kindergartenkind werden
Während manche Kinder freudig und spontan auf neue Situationen eingehen, warten andere lieber ab oder sind ängstlich. Das eine Kind lernt langsamer, das andere Kind lernt schneller mit den neuen Herausforderungen umzugehen, während es zu einem "richtigen Kindergartenkind" wird. Es kann mehrere Monate dauern, bis Ihr Kind wirklich ein Kindergartenkind geworden ist. Damit ist gemeint, dass es sich selbständig und selbstbewusst in der Gruppe bewegt, Freundschaften schließt und die Chancen des Kindergartenbesuchs für sich nutzen kann.
Die Eingewöhnungszeit
Zunächst wird Ihr Kind versuchen, sich in der Einrichtung zu orientieren. In der Gruppe wird es sich eher abwartend und beobachtend verhalten. Sein Spiel ist noch nicht intensiv und ausdauernd, den Gruppenraum erkundet es erst allmählich. Zuhause kann es müde und unausgeglichen sein und wird vielleicht wenig oder gar nichts erzählen. Etwa ab der zweiten Woche wird es versuchen, seinen Platz in der Gruppe zu finden. Es kann vorkommen, dass es dabei Konflikte mit anderen Kindern gibt. Auch die Ruhebedürftigkeit am Nachmittag kann noch anhalten, und es kommt vor, dass ein Kind morgens ungern in den Kindergarten geht oder auch gar nicht gehen möchte. Diese Reaktionen sind normal. Jedes Kind braucht seine eigene Zeit für die Eingewöhnung.
Wie können Sie Ihr Kind unterstützen?
Erfahrungen mit anderen Kindern und mit Zeiten ohne Mutter oder Vater sind eine gute Vorbereitung auf den Kindergarten. Nutzen Sie Angebote der Einrichtung wie Schnuppervormittage, Elternabende oder Gruppenbesuche. Diese Möglichkeiten helfen nicht nur Ihrem Kind, auch Sie können sich die Gewissheit verschaffen, dass Ihr Kind in der Einrichtung gut aufgehoben ist. Diese Sicherheit können Sie Ihrem Kind weitergeben. Wenn Fragen offen bleiben, sprechen Sie mit den Erzieherinnen und Erziehern. Gerade in der Eingewöhnungszeit muss das Kind viele neue Eindrücke verarbeiten. Daher ist es wichtig, dass die Situation für das Kind überschaubar und vorhersehbar ist. Dabei helfen beispielsweise:
- regelmäßiges und pünktliches Bringen und Abholen,
- vermeiden Sie ggf. anstrengende Aktionen am Nachmittag, die Ihr Kind jetzt überfordern könnten,
- seien Sie besonders achtsam bei größeren Lebensveränderungen (z. B. Geburt eines Geschwisterkindes, Umzug, Trennung der Eltern, Verlust des Arbeitsplatzes von Vater oder Mutter).
Bedenken Sie außerdem, dass Kinder jetzt verstärkt unfallgefährdet sind aufgrund der neuen Anforderungen.
In jedem Fall gilt: Kommen Sie mit den Fachkräften ins Gespräch. Jede Information, die Sie über Ihr Kind und Ihre Familie geben, ist willkommen und hilft dabei, gut auf Ihr Kind einzugehen.
Aus Eltern werden Kindergarteneltern
Zwar steht das Kind im Mittelpunkt des Geschehens, aber auch für Sie ist der Eintritt Ihres Kindes in den Kindergarten etwas Besonderes. Auch auf Sie kommen Veränderungen und neue Anforderungen zu. Sie müssen sich darauf einstellen, dass Sie zu festen Tageszeiten ohne Ihr Kind sind und dass Sie nicht unmittelbar wissen, was es tut, denkt oder fühlt. Wie wird es ihm ohne Ihre Anwesenheit gehen? Wie werden Sie selbst diese Zeit nutzen? Tatsächlich brauchen auch Eltern eine Eingewöhnungszeit, um die neuen Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Sie lernen, den neuen Mit-Erzieherinnen und Mit-Erziehern zu vertrauen. Sie lernen, auch Ihrem Kind zu vertrauen, das selbständiger wird und sich das holt, was es braucht.
Mit der Zeit wird von Ihnen erwartet,
- dass Sie Vertrauen zur Einrichtung entwickeln,
- dass Sie akzeptieren können, dass Ihr Kind nun eines unter anderen in einer Gruppe ist,
- dass Sie sich nicht ohne Rücksicht auf andere für die Förderung Ihres eigenen Kindes einsetzen,
- dass Sie lernen, mit Ihrer aktiven Mitarbeit im Kindergarten das Interesse aller Kinder und Eltern zu fördern.
Jeder Neuanfang bedeutet bei aller Neugier und Vorfreude auch Abschied von Vertrautem. Damit sind starke Gefühle bei Kindern und Eltern verbunden. Diese Gefühle sind beim morgendlichen Abschied oft besonders deutlich spürbar. Wenn Sie unsicher sind, holen Sie sich den Rat und die Unterstützung der Fachkräfte. Also: keine Angst vor Abschieden und keine Angst davor, dass es nicht vom ersten Tag an problemlos klappt. Ihr Kind wird wachsen, es wird sicher und selbstbewusst werden. Es wird ein Kindergartenkind, das seinen Kindergartenalltag meistert und größtmöglichen Gewinn daraus zieht.
Herausgegeben vom Staatsinstitut für Frühpädagogik, Winzererstraße 9, Eckgebäude Nord, 80797 München, überarbeitet Januar 2021.